Donnerstag, 5. Januar 2017

*FRANKEN'S PARIS*



 
Seit zwei Jahren schlummert in meiner Schublade eine Geschichte von Elmar Tannert, einem Nürnberger Schriftsteller und Musiker. Er widmete diese einer ganz besonderen Ecke Fürth's. Der Hornschuchpromenade, Königswarter- und Jakobinenstraße mit ihren märchenhaften Häusern.


 

Den Franken und vielen Architekten ist dieser einzigartige Stadtteil natürlich bekannt. Und damit er noch bekannter wird, präsentiere ich heute Elmar's  schöne Liebeserklärung mit meinen Fotos dazu.
 
Viel Spaß beim Lesen & Schauen!




 
*Neujahrsvorsatz auf dem Weg nach Fürth*
 
Es gibt bekanntlich Menschen, die man zu ihrem Glück zwingen muss. Dass auch ich zu ihnen gehöre, wurde mir erst an jenem Tag bewußt, als der U-Bahn-Zug, in dem ich saß, in die Station Jakobinenstraße einfuhr und hunderte von Schülern sich bereit machten zum Entern. Eigentlich hätte ich zu meinem Zahnarzt bis Fürth Hauptbahnhof weiterfahren müssen, aber gepackt von einem Fluchtimpuls stieg ich aus, um das letzte Wegstück oberirdisch zurückzulegen.
 


















 
 
 
 
 
 
 
Eine halbe Minute später kam ich dort, wo Fürth wie Paris aussieht, von der Unterwelt ans Licht des sonnigen Herbsttages, schlenderte glückselig die Hornschuchpromenade entlang und genoss das Gefühl, soeben in einen spontanen Kurzurlaub eingetaucht zu sein.
 
 



 
Warum war ich nicht schon längst und vor allem: von selbst auf die Idee gekommen, eine Station vorher auszusteigen? Liegt es daran, daß ich in Fürth den besten aller Zahnärzte gefunden habe und mit so großer Vorfreude zu den Terminen fahre, daß ich keine Zeit versäumen will?
 





Das mag ein Teil der Erklärung sein, aber hauptsächlich muß sie wohl lauten, daß meine Fähigkeit mich den hübschen Kleinigkeiten des Lebens hinzugeben, unterentwickelt ist. Dabei habe ich schon seit vielen Jahren, wann immer ich, vornehmlich abends die Stadtgrenze in Richtung Fürth überschreite, das Gefühl, für eine Weile meiner unauflösbaren Zwangsehe mit Nürnberg zu entrinnen und eine heimliche Geliebte zu besuchen, die mich mit liebreizenden Orten der Gastlichkeit lockt - mich umso mehr lockt, als Gostenhof, das man früher mit gewisser Berechtigung das "Fürth von Nürnberg" nennen konnte, mittlerweile alle Entspanntheit verloren hat und nur noch aufgesetzte Kultigkeit versprüht.
 




 
Was aber, fragte ich mich auf dem Weg, haben die Geliebte und ich von meinen Zahnarztbesuchen, wenn ich sie so zweckmäßig erledige wie bisher - zum Bahnhof fahren, drei Schritte zur Praxis gehen und eine Stunde später dasselbe wieder zurück?
 




So faßte ich meinen Neujahrsvorsatz schon im September, und er gilt nicht nur fürs nächste Jahr, sondern mein Leben lang: Welche Fürther Adresse auch immer ich ansteuern muß - ich steige stets an der Jakobinenstraße aus und gehe von dort aus zu Fuß.
 




 
Dadurch habe ich schon eine weitere Korrespondenz zwischen Fürth und Paris entdeckt: Dort, wo die Hornschuchpromenade an ihrem östlichen Ende auszufransen beginnt, kam ich einmal an einem Kiosk vorbei, wo "Kaffee" für einsachzig, "Kaffee, bitte" für einsfünfzig feilgeboten wurde; bald darauf las ich von einem kleinen Pariser Café, in dem man "uncafé" für 2 Euro, "un café s'il vous plait" für 1,80 Euro bekommt.
 




 
Übrigens handelt es sich bei meinem Zahnarzt um einen Wahlfürther, der eigentlich aus Nürnberg stammt. Beim nächsten Termin werde ich ihn fragen, ob es zu einer glücklichen Beziehung führt, wenn man die Geliebte zur Ehefrau macht und für immer auf die andere Seite der Stadtgrenze wechselt.....
 




 
Vor zwei Jahren wünschte Elmar Tannert ein glückliches neues Jahr mit möglichst vielen Entdeckungen auf Kurzurlauben und Entspannungsinseln im Alltag. Ich denke, das kann man heuer auch noch wünschen - vielleicht sogar mal einen Kurzurlaub in......Fürth!
 


Christel's Haus
 


 
Übrigens....wen es interessiert, wie es in diesen Häusern innen aussieht - bitte schön! HIER habe ich mal eine Wohnung gezeigt.
 
 



 
Und als hätte er es gewußt, daß ich für einen Neujahrspost fotografiere, radelte dieser glücksbringende Schornsteinfeger flott an mir vorbei!

 
Das MUSS ein glückliches Jahr werden :)



12 Kommentare:

  1. Donnerwetter, liebe Hanne, das ist ja ein wirklich toller Bericht über das Fürther Paris. Eines steht ja wohl eindeutig fest: Auch Du hast das Zeug, ein Buch zu schreiben! Ich meine das ernst!
    Danke für diesen Genuss.
    Dein Heiner

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    1. Zuviel der Ehre, lieber Heiner.....Aber freut mich, dass du so begeistert bist :) Aber es sind ja auch wirklich so schöne Häuser!

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  2. Hallo liebe Hanne, das sieht ja wirklich toll aus. Zu meiner Schande muss ich gestehen, daß ich Fürth immer nur bis I... (weißt schon) schaffe und den Rest dann auslasse oder gleich nach NUE weiterfahre. Vielleicht sollte ich das mal endlich ändern.
    LG Sabine

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    1. Das solltest du unbedingt mal ändern, Sabine :) Und wenn es nur zum Häusergucken ist. Lieben Gruß!

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  3. Fürth und Paris - das ist eine echte Überraschung. Das sieht ja wirklich großartig aus!

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    1. Ja, ne - Fürth & Paris, wer hätte das gedacht :) Und so Schöne Häuser ziehen sich durch die ganze Stadt. Fürth, die Frankenperle!

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  4. Was isses schön! Ich kenne natürlich die Hornschuchpromenade gut, als Nürnbergerin und als Wahl-Fürtherin in jungen Jahren (hatte in Fürth auch eine große Altbauwohnung, allerdings nicht sooo eine pompfortionöööse... ;)
    Und eine Freundin lebte tatsächlich irgendwo in einer dieser großen, wunderschönen Altbauwohnungen in der Königwarterstr. und dort kamen ihre großen. gesammelten Ethnokunstwerde ganz museal zur Geltung. Daran erinnere ich mich noch gut!
    Wunderschöne Aufnahmen, Hanne und diesen Teil Fürths als das PARIS Franken`s zu bezeichnen ist eine süße wie passende Etikettierung, die mit offensichtlich sehr liebevoll*französisch*romantischer Stimmung vom
    sympathischen Monsieur Tannert zu Papier kam!
    Schön, dass du diese Geschichte in den Tiefen deiner Schublade (was gibt`s da sonst noch so?!) wiedergefunden hast! :))

    Happy New Year! beate

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    1. Natürlich kennt man als Oberpfälzerin dieses Eckchen :) Obwohl ich von Nürnbergern weiß, die Fürth ignorieren und somit auch nicht diese Schmuckstückchen kennen. Selber schuld...Freut mich, liebe Beate, dass dir die Bilder gefallen. Beim Fotografieren diese Woche wären mir bald die Finger erfroren! Aber das war es wert ;)

      Oooch, meine Schublade.......wenn es nur EINE wäre! Irgendwas entdecke ich immer. Vor ein paar Tagen erst eine zauberhafte Weihnachtsgeschichte. Zu spät! Aber nach Weihnachten ist ja bekanntlich vor Weihnachten;)

      Lieben Gruß!

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  5. Ich danke für die liebevolle Ehrung von Fürth...bin dort durch Freunde gut verbunden und kenne auch den Tannert gut, also seine Texte. Toll, wie Du das hier in Szene gesetzt hast mit Deinen schönen Fotos. Ich finde, der Heiner hat nicht so Unrecht...in Sachen Fotografieren hast Du doch was lose...mach doch mal was über Fürth...oder überhaupt Deine Lieblingsecken da unten bei Dir...ansonsten eben rin in Blog...was ich hier schön fand, dass Du Dich mal wieder elegisch ausgebreitet hast, das war länger nicht...mochte ich aber immer so gerne...schönes Wochenende Dir noch aus dem mittlerweiele verschneiten Berlin

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    1. Ja wunderbar, wenn das so gut ankommt! Ich hatte schon Bedenken, wegen der vielen Fotos. Hätte noch einige gehabt ;) Lieblingsecken habe ich natürlich auch noch. Dass du Freunde in Fürth hast, ist ja ein Ding! Am Ende kenne ich sie noch.....Da müssen wir uns mal schreiben....

      Schön, dass es bei euch auch schon verschneit ist. Bei uns sollen die ganze Nacht schneien. Liebe Grüße :)

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